Seebad mit Champagner in Rabac

Die Tradition treibt die Kroaten am 1. Januar ins Adriatische Meer. Das mit Champagnertrinken verbundene Plantschen im kalten Wasser könnten wir sogar als Extremsportart bezeichnen. Wir waren zu Gast an der östlichen Seite Istriens, wo das Meer am Neujahrstag 13 Grad kalt war.

„Ab ins Wasser!“ – sagte einer der Veranstalter des fünften traditionellen Rabacer Silvesterbades als Begrüßung den Leuten, die sich am Meeresufer versammelt hatten.

In der Kleinstadt Rabac, 55 km südlich von Rijeka und 40 km nördlich von Pula fassten am ersten Tag des Jahres 2008 zwölf Menschen den Mut, – unter ihnen eine einzige Dame – sich ins Wasser zu stürzen. Mindestens hundert Leute in warmen Mänteln haben sie beobachtet.

Über den Sonnenschein konnte sich aber keiner beschweren. Gegen Mittag, als die entschlossenen Istrier begannen sich auszuziehen, herrschten ca. 8.5 Grad.

Nach unseren Beobachtungen beginnt das Bad am Neujahrstag immer mit einer Aufwärmung. Jeder hat aber seine eigene Methode. Der Whisky ist genauso wirkungsvoll, wie aus den Bergen in der Tüte mitgebrachter eisiger Schnee. Der erste wirkt innerlich, aus dem Becher getrunken, der letztere äußerlich, auf Arme und Beine gerieben, und vom Rest kann ja praktisch ein Schneeball gemacht werden.

Die Mutigsten haben sich einfach in die Wellen geworfen, was das aus Touristen und Einheimischen bestehende Publikum mit Applaus belohnt hat.

Die Bravour spielt bei diesem Baden eine ebenso wichtige Rolle, wie die Erhaltung der Tradition. Wer sich nämlich am ersten Tag des neuen Jahres ins Adriatische Meer traut, wird angeblich ein glückliches Jahr haben. Und dies soll das Geheimnis des langen Lebens sein, – vor einigen Jahren hat man das zumindest von einem achtzigjährigen Herrn aus Pula gehört, der seit Jahrzehnten kein einziges Bad am ersten Januar ausgelassen hat.

So baden die Kroaten unabhängig von Wetter und Meerestemperatur überall von Istrien bis Dubrovnik. In Split wird zu dieser Zeit sogar stundenlang das sog. ‚Picigina’ (eine Art Wassersport mit einem kleinen Ball) gespielt, wie im Sommer. Am Ufer wird währenddessen Fleisch gebraten und sogar eine Ziehharmonika kommt zum Einsatz.

Eigentlich ist es das Wichtigste, die Feiertage mit Essen, Trinken und Vergnügungen gemeinsam zu beenden. Am Neujahrsbad ist ja das Beste, dass man nach einigen Handschlägen aus dem Wasser raus kann.